Spruchgedichte (Auswahl) by Sachs Hans

Spruchgedichte (Auswahl) by Sachs Hans

Autor:Sachs, Hans
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Herausgeber: (Privatkopie)
veröffentlicht: 2010-02-03T05:00:00+00:00


Anno salutis 1555, am 10. tag Octobris.

Die halb rosdeck

Es ligt ein stat im Niderlant,

dieselbig ist Antorf genant,

darin ein reicher kaufman saß,

het ein handel groß übermaß,

der het einen einigen sun,

und als der kam zu jaren nun,

er im eins burgers tochter gab

und darzu groß reichtum und hab.

der sun der trib auch kaufmanshandel

und fürt gar ein prechtigen wandel;

bei dem vatter anhielt dermaßen,

er solt von seinem handel laßen,

wan er wer nun ein verlebt man,

der iezt billich sein ru solt han,

solt schaffen im ein herrenleben,

solt hab und gut im übergeben;

er wolt in halten wol und erlich

sein leben lang reichlich und herlich,

in seinem haus zu bet und tisch

möcht leben er frölich und frisch,

gen kirchen gen und dienen got,

und sich so gut und wol erbot,

das im der vatter übergab

sein handel, reichtum, gut und hab

und kam zu dem sun in das haus.

der hielt in erlich überaus

erstlichen auf ein ganzes jar,

und wenn der sun ausreisen war,

gab er dem vatter in die hent

mitler zeit das hausregiment.

so tet der alt denn treulich schauen

auf die schnur, seines sunes frauen,

tet sie was, sprach er: tochter mein,

sollichs und sollichs sol nicht sein,

so und so muß man halten haus.

sollichs verdroß sie überaus;

dergleich schaut er auf meit und knecht,

und wo ir eines tet unrecht,

straft ers mit worten scharpf und hart.

das hausgsint im abgünstig wart,

und wart im als neidig und gram

und setzt im zu on alle scham;

also der alt gehaßet wur

von dem hausgsint und von der schnur.

als etlich zeit verloffen war,

kam er auf das siebenzigst jar,

derhalb gar an dem leib abnam,

an gsicht und gehör allensam,

auch wart er hustent und ser kretzig;

erst wurdens im alle aufsetzig

und hofften allein auf sein tot,

da hub sich an sein angst und not.

des sunes jung und stolze frauen

wart gar ser ob dem alten grauen,

klagt, er erleidet ir am tisch

gemüs, wiltpret, vögel und fisch,

richt beim sun an so vil zu letzt,

das man in zun ehalten setzt.

das tet heimlich gar we dem alten,

das er mußt eßn mit den ehalten,

iedoch so dorft er nichtsen jehen;

er het die schanz vor übersehen.

entlich klagt knecht und meit, wie er

so rotzig und unlüstig wer,

wenn er mit in zu tisch wer gseßen,

wolten auch nit mer mit im eßen.

der sun war auch ein stolzer man,

nam sich seins vatters nit ser an,

weil er im leben wolt zu lang,

wie er im verhieß im anfang,

und leget sein vatter allein

undert stieg in ein kemmerlein,

darin er tag und nacht must bleibn,

sein zeit armutselig vertreibn.

da wart es im ser gnau gemeßen

mit ligerstat, trinken und eßen;

schickt gleich der sun was guts dem altn,

so warts gefreßn von den ehaltn;

da wart er ellent und veracht.

erst der alt im herzen betracht

sein einfeltig große torheit,

das er sein groß gut vor der zeit

seim sun so gar het übergeben,

und er müst iezt so ermlich leben,

sam ob er wer der ermest man.

den dingen kunt er nimmer tan

und trug solliches mit gedult,

dacht im, er het es auch verschult,

das von im wer im handel worn

auch manchem man zu gnau geschorn,

het auch sunst laster und untugent

etwan verbracht in seiner jugent.

nun, sich begab in winters zeit,

das es war kalt und het geschneit,

da tet der frost dem alten we,

er het kein



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